Spurensuche in Luxor – Slevogts Kunstreise nach Ă„gypten

Auf der Suche nach neuen Bildinhalten und Stilmitteln reisten Künstler um die Jahrhundertwende in exotische Länder und Kulturen. Diese Reisen haben ihren festen Platz in der Kunstgeschichte des 20 Jahrhunderts erhalten. Henry Matisse bereiste 1912 und 1913 Marokko; Paul Klee und Louis Moilliet begleiteten 1914 August Macke nach Tunesien und ebenfalls 1914 startete Max Slevogt seine berühmte Ägyptenreise. Wenn auch damals eine Begeisterung für den Orient und den Süden unter vielen Künstlern verbreitet war, so sind bei den genannten Kunstreisen doch außergewöhnlich ansprechende Exponate entstanden. Max Slevogts berühmtester Bilderzyklus seiner Ägyptenreise ist im Albertinum, der Gemäldegalerie auf der Brühlschen Terrasse in Dresden, zu bewundern. Zwanzig eindrucksvolle Bilder in leuchtenden Farben und einer geschlossenen Komposition geben einen Eindruck von Orient wieder.
In fĂĽnf Wochen erkundete Slevogt 1914 mit Freunden Ober- und Unterägypten und hielt die einzelnen Situationen im Tagebuch fest. Diese Tagebuchnotizen, Museumsexkursionen und spezifische Literatur waren Grundlage fĂĽr ein Seminar im Lehrbereich Ă„sthetik und Kommunikation des Fachbereich Sozialwesen, in dem die Idee entstand, das Projekt „Auf den Spuren Max Slevogts“ als Kunstexkursion nach Ă„gypten in der Projektwoche des Sommersemesters 1997 anzubieten. Hier sollte den Studierenden die Möglichkeit gegeben werden, unterschiedliche kĂĽnstlerische Handlungsfelder, wie Film, Fotografie, Malerei, Theater und kreatives Schreiben interdisziplinär und fachbereichsĂĽbergreifend kennenzulernen. Die Resonanz bei den Studierenden der Fachhochschule fĂĽr dieses Projekt war trotz der Auflage der Eigenfinanzierung recht groĂź: aus allen Fachbereichen gab es 74 verbindliche studentische Zusagen fĂĽr die Exkursion. So startete am 28.05.19 eine Maschine mit den Merseburger Studierenden, Professoren und Lehrbeauftragten von Leipzig nach Luxor. Zwei Hotels in Luxor waren eine Woche Ausgangspunkt fĂĽr die kĂĽnstlerischen Aktivitäten der einzelnen Arbeitsgruppen. Vormittags wurden vor Ort methodische Hinweise, Techniken und kĂĽnstlerische Vorgehensweisen erläutert, nachmittags autonom die begonnenen Arbeiten im klimatisierten Hotel vervollständigt.

Die Arbeitsgruppe „Theaterarbeit in Karnak“ (Prof. Brandi) entwickelte in einer Tanz- und Bewegungsperformance eine Darstellung der unter der sichtbaren Kulturlandschaft gelegenen Mythen und Bilder des alten Ă„gypten. Eine weitere Arbeitsgruppe setzte sich mit Slevogts Aktivitäten per Video in Luxor auseinander (Prof. Bischoff / V.Knoblauch). Dokumentationen, Interviews und Spielszenen wurden fĂĽr die spätere Montage des Slevogt – KĂĽnstlerportraits erstellt, z..B. die Erkundung des Tals der Könige und Königinnen auf EselsrĂĽcken, wie sie im Slevogt – Tagebuch festgehalten wurde. Basarszenen, Tempelanlagen und WĂĽstenlandschaften waren geeignete Handlungsorte, um das Bild von Slevogts Reise zu vervollständigen. Der Zwickauer Maler Christian Siegel hielt mit den Studierenden die EindrĂĽcke von Luxor in Aquarell, Gouache und Ă–lfarben fest. Bei den Aquarell- und Ă–lgemälden kamen Porträts sowie Landschafts- und Basarmotive zur Darstellung. Insbesondere bei diesen Exponaten ist eine Vielfalt unterschiedlicher „Handschriften“ zu erkennen, zu beobachten sind traditionelle als auch experimentelle Techniken. Die Arbeitsgruppe „Fotografie“ unter Leitung des Lehrbeauftragten Jochen Ehmke erstellte eine Serie Schwarzweis- und Farbaufnahmen, die etwas ĂĽber das Alltagsleben in Oberägypten und als Kontrast dazu, der Pharaonenzeit aussagen.
Für die Initiatoren war das gemeinsame künstlerische Erlebnis hierbei wichtiger, als die hier erreichbaren Ergebnisse, Solche Projektwochen ermöglichen insgesamt eine höhe Identifikation mit der kreativen Arbeit im Fachbereich und schaffen Voraussetzungen zum Erwerb von Schlüsselqualifikationen wie Kooperationsfähigkeit, Flexibilität sowie selbstverantwortliches Lernen und Handeln.

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